Ergänzung zu meinem Video: https://youtu.be/HObUkrQQWtU
1. Immer skeptisch bleiben
In der Welt der Medizin und Wissenschaft ist es wichtig, Behauptungen kritisch zu hinterfragen, insbesondere wenn sie möglicherweise irreführend oder gefährlich sind. Ein solcher Fall ist Bodo Schiffmann, der sich als Experte für Spike-Proteine und Post-Covid- bzw. Post-Vac-Symptome ausgibt. In einem kürzlich auf YouTube veröffentlichten Video stellt er eine Reihe von Behauptungen über die Langzeitwirkungen der Covid-19-Impfung auf, die einer gründlichen Überprüfung bedürfen.
In einer Zeit, in der das Internet eine Flut von Informationen liefert – sowohl richtige als auch falsche – ist es wichtig, dass der Einzelne lernt, diese Informationen zu bewerten und zu überprüfen. Nur durch fundiertes, kritisches Denken und die Unterstützung durch wissenschaftliche Methoden können wir uns vor den Gefahren von Desinformation und Pseudowissenschaft schützen.
2. Wir sollen selbst prüfen!
Schiffmann behauptet, die Ursache für aktuelle Erkrankungswellen gefunden zu haben und bietet in seinem Shop gleich teure Nahrungsergänzungsmittel an. Wir konzentrieren uns auf eine logische Überprüfung seiner Argumente, ohne uns auf ad hominem Argumente zu stützen. Schiffmann behauptet, die Covid-19-Impfung führe zu dauerhaften Gesundheitsschäden und verkauft in diesem Zusammenhang teure Nahrungsergänzungsmittel. Es ist wichtig, seine Behauptungen sachlich und ohne persönliche Angriffe zu analysieren.
3. Permanente Spike-Protein-Produktion
Behauptung: 50 % der Geimpften produzieren dauerhaft Spike-Proteine, die das Immunsystem belasten.
Nachweis: Schiffmann zitiert einen Artikel von report24.news, jedoch ohne fundierte wissenschaftliche Betrachtung der Studie. Eine Studie mit 20 Personen aus dem Gesundheitsbereich hat gezeigt, dass in 10 Fällen noch bis zu 187 Tage nach der Impfung Spike-Proteine nachweisbar waren. Die Studie liefert jedoch nur eine Hypothese; Menge und Wirkung der Spike-Proteine sind unklar. Ein direkter negativer Effekt wird nicht erwähnt.
4. Herzmuskelentzündung bei Geimpften
Behauptung: Jeder Geimpfte bekommt eine Herzentzündung.
Studie:
- Untersuchungen mit radioaktiv markierter Glukose zeigten bis zu 180 Tage nach der Impfung eine erhöhte Aufnahme ins Myokard.
- Nach mehr als 180 Tagen wurde keine erhöhte Aufnahme mehr festgestellt.
- Die Studie weist Einschränkungen auf, wie z. B. keine spezielle Vorbereitung der Probanden und retrospektive Analyse.
- Die behauptete Entzündung basiert auf ungenauen Daten und berücksichtigt keine Störfaktoren wie Diabetes.
5. Spike-Proteine und Herzmuskelzellen
Behauptung: Herzrhythmusstörungen durch Spike-Protein-Injektion.
Überprüfung: In vitro führte eine Injektion von Spike-Proteinen in Muskelzellen zu Veränderungen der Kalziumkanäle, die zu unerwünschten Muskelkontraktionen führten. In der zitierten Studie (https://bpspubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/bph.16262) wird jedoch nicht von signifikanten Herzrhythmusstörungen berichtet. Kleine Muskelzuckungen sind ein normaler Vorgang und stellen keine signifikante Gefährdung dar.
6. „Tickende Zeitbomben“
Die Behauptungen von Schiffmann lassen konkrete Belege vermissen, ob und in welchem Ausmaß Menschen durch diese Befunde tatsächlich krank werden und für jeden eine Gefahr darstellen könnte.
7. Problemerzeugung
Schiffmann scheint ein Problem für fast jedermann zu schaffen, das nur durch sein eigenes Nahrungsergänzungsmittel gelöst werden kann, eine gängige Taktik bei der Vermarktung von Pseudowissenschaft.
8. Die Lösung und ihre Inhaltsstoffe
Um die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe in Schiffmanns Supplement zu beurteilen, sollten Studien herangezogen werden, die folgende Aspekte untersuchen: Nutzen der Inhaltsstoffe, Vergleich mit anderen Interventionen oder Placebo, Darreichungsform, verwendete Darreichungsform, Dosierung und Einnahmedauer. Die Studien sollten auf Unabhängigkeit geprüft werden. Oft werden Studien zu Nahrungsergänzungsmitteln von Herstellerfirmen in Auftrag gegeben.
9. Zielgruppe
Die Empfehlung, das Supplement auch von Partnern der Geimpften einnehmen zu lassen, suggeriert eine Ansteckungsgefahr, die wissenschaftlich nicht begründet ist. Offenbar soll damit eine größere Zielgruppe angesprochen werden. Seine Zielgruppe ist so weit gefasst, dass praktisch jeder seinen Schutz bräuchte.
10. Marketingstrategie
Schiffmann nutzt die Gelegenheit, sein Produkt als die „optimierte Lösung“ zu vermarkten und bietet es zu einem hohen Preis an (70 € für 60 Kapseln, empfohlene Tagesdosis: 1 Kapsel).
11. Inhaltsstoffe und Werbeaussagen
- Preis: 70 € für 60 Kapseln, d. h. 1,17 € pro Kapsel. Würde man sich an Mindestangaben von empfohlenen Werten aus Studienanalysen halten, wären es mindestens 5 Kapseln pro Tag (6 €).
- Zutaten: Astaxanthin, Curcumin, Nattokinase, schwarzer Pfeffer in geringer Dosierung.
- Behauptungen: SpikeProtect kann die negativen Effekte verhindern oder abmildern.
12. Studienanalyse
- Myokarditisrisiko: Eine Studie (https://pubs.rsna.org/doi/10.1148/radiol.230743) zeigt ein erhöhtes Risiko, allerdings mit Einschränkungen und nur bis 180 Tage nach der Impfung.
- Nattokinase: Scheint Spike-Proteine zu zerstören, aber es gibt keine ausreichenden Beweise für eine optimale Dosis oder Wirksamkeit.
- Kardiotoxischer Effekt: Eine weitere Studie (https://bpspubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/bph.16262) untersuchte mögliche kardiotoxische Effekte von mRNA-Vakzinen, konnte aber keine schwerwiegenden pathomechanischen Effekte in Kardiomyozyten nachweisen.
13. Schlussfolgerung
Die von Bodo Schiffmann in seinem Video aufgestellten Behauptungen sind größtenteils unbegründet oder irreführend. Die zitierten Studien liefern keine ausreichende Evidenz für seine Aussagen und werden missinterpretiert oder überbewertet. Sein Angebot eines Nahrungsergänzungsmittels scheint eher auf Marketingstrategien als auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zu beruhen. Es ist wichtig, solche Aussagen kritisch zu hinterfragen und sich auf verlässliche wissenschaftliche Quellen zu stützen.