Long COVID, auch als PASC (Post-Acute Sequelae of SARS-CoV-2 Infection) bekannt, stellt eine globale Gesundheitsherausforderung dar. Viele Menschen leiden Monate oder sogar Jahre nach einer akuten COVID-19-Infektion an anhaltenden Symptomen. Eine aktuelle Studie hat nun herausgefunden, dass der Neurotransmitter Serotonin eine entscheidende Rolle bei Long COVID spielen könnte.
Was ist Serotonin?
Serotonin ist ein Neurotransmitter, der eine wichtige Rolle in verschiedenen Körperfunktionen spielt, von der Stimmungsregulation bis zur Verdauung. Interessanterweise hat die Studie festgestellt, dass bei Long-COVID-Patienten der Serotoninspiegel signifikant niedriger ist.
Warum sinkt der Serotoninspiegel bei Long COVID?
Die Studie zeigt, dass der Mangel an Serotonin durch mehrere Mechanismen verursacht werden kann:
- Reduzierte Tryptophan-Aufnahme: Tryptophan ist eine Aminosäure, die als Vorläufer für Serotonin dient.
- Thrombozytopenie: Ein Mangel an Blutplättchen, die für die Speicherung von Serotonin wichtig sind.
- Erhöhte MAO-Expression: MAO ist ein Enzym, das den Abbau von Serotonin beschleunigt.
- Aminosäureaufnahme und Nährstoffmangel: Virale Infektionen können die Aufnahme von Aminosäuren verändern, was zu Nährstoffmängeln führen kann.
- Hyperkoagulabilität und Serotonin: Die Bildung von Mikrothromben kann die Kapazität des Kreislaufs zur Speicherung von Serotonin verringern.
- Persistente virale Reservoire: Die Anwesenheit viraler Komponenten und hohe Spiegel von Typ-I-Interferonen könnten eine Ursache für die Symptome von Long COVID sein.
Die Rolle des Immunsystems
Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Immunsystem. Die Studie hat festgestellt, dass hohe Spiegel von Typ-I-Interferonen und anderen viralen Komponenten im Blut mit den Symptomen von Long COVID in Verbindung stehen könnten.
Auswirkungen auf das Gehirn
Der Vagusnerv, der das Gehirn mit dem Darm verbindet, könnte eine wichtige Rolle bei den neurokognitiven Symptomen von Long COVID spielen. Ein Mangel an Serotonin könnte zu einer verminderten Aktivität des Vagusnervs und damit zu kognitiven Beeinträchtigungen führen.
Mögliche Behandlungsansätze
Die gute Nachricht ist, dass die Studie auch mögliche Behandlungsansätze aufzeigt. Zum Beispiel könnte die Supplementierung von Tryptophan oder die Verwendung von SSRIs (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) dazu beitragen, den Serotoninspiegel wiederherzustellen und die Symptome zu lindern.
Wissenschaftliche Daten und Keywords:
- PASC (Post-Acute Sequelae of SARS-CoV-2 Infection): Langzeitfolgen einer COVID-19-Infektion.
- Serotonin: Ein Neurotransmitter, der in dieser Studie als Schlüsselmetabolit identifiziert wurde.
- Tryptophan: Eine Aminosäure, die als Vorläufer für Serotonin dient.
- Thrombozytopenie: Ein Mangel an Blutplättchen.
- MAO (Monoaminooxidase): Ein Enzym, das den Abbau von Serotonin katalysiert.
- TLR3, IFNAR, STAT1: Molekulare Signalwege, die an der Reaktion beteiligt sind.
- Vagusnerv: Ein Nerv, der eine Rolle bei neurokognitiven Symptomen spielt.
- SSRIs (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer): Medikamente, die den Serotoninspiegel beeinflussen.
Schlussfolgerung:
Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse über die metabolischen und zellulären Mechanismen von Long COVID, insbesondere die Rolle von Serotonin. Diese Erkenntnisse könnten zur Entwicklung gezielter Therapieansätze beitragen, die nicht nur für COVID-19, sondern auch für andere virale und nicht virale Erkrankungen relevant sein könnten.
Quelle
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0092867423010346?dgcid=rss_sd_all#sec3